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Economics Update August 2024 - US-Rezession wahrscheinlich, aber noch nicht sicher

Bad Homburg, 13.08.2024
von Axel D. Angermann
  • Konjunktur trotz massiver Zinssteigerungen bislang noch robust
  • Klare Verschlechterung der Arbeitsmarktlage hat potenziell negative Effekte auf den Konsum
  • Zinssenkung der Fed im September wird Rezession nicht verhindern

Der jüngste Einbruch an den Börsen hat ein Thema in den Fokus gerückt, das an den Kapitalmärkten lange Zeit nahezu vollständig ignoriert wurde: die Möglichkeit einer bevorstehenden Rezession der US-Wirtschaft. Angesichts der starken Straffung der Geldpolitik durch die amerikanische Notenbank seit März 2022 ist dieses Szenario eigentlich naheliegend. Denn höhere Zinsen bremsen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Bislang hat die restriktive Geldpolitik der Fed, eingesetzt zur Eindämmung der Inflation, die Konjunktur jedoch nicht geschwächt. Der Grund lag zum einen in Überschuss-Ersparnissen aus den Zeiten der Corona-Pandemie, von denen der private Konsum lange Zeit zehren konnte. Zum anderen wies der amerikanische Arbeitsmarkt – ebenfalls als Folge der Pandemie – erhebliche Verzerrungen auf. Diese führten dazu, dass sich die schwächere Nachfrage nach Arbeitskräften nicht in einem Anstieg der Arbeitslosenquote bemerkbar machte. Die expansive Fiskalpolitik und insbesondere die hohen Anreize für Investitionen in „grüne“ Technologien kamen als zusätzlicher konjunkturstimulierender Faktor hinzu.

Steigende Arbeitslosigkeit in den USA

In den zurückliegenden Monaten hat sich die Lage nun geändert: Seit März ist die Arbeitslosenquote viermal in Folge um insgesamt 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Zusammen mit einer sinkenden Zahl offener Stellen, höheren Erst- und Folgeanträgen auf Arbeitslosenhilfe und einem verlangsamten Lohnwachstum deutet dies durchaus auf eine bevorstehende Rezession hin. Sicher ist der Befund allerdings nicht: Auffällig ist das anhaltend geringe Niveau der betriebsbedingten Kündigungen. Der Anstieg der Arbeitslosenquote resultiert also vor allem daraus, dass die Zahl der Arbeitssuchenden weiter steigt, die Unternehmen aber immer weniger Neueinstellungen vornehmen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit dürfte sich weiter fortsetzen, könnte sich aber insgesamt langsamer vollziehen als in früheren Konjunkturzyklen.

Privater Konsum bislang noch robust

Die zu erwartende Folge wäre in jedem Fall ein schwächeres Konsumwachstum. Die Überschuss-Ersparnisse der Haushalte sind inzwischen weitgehend aufgebraucht, und die Sparquote ist auf ein niedriges Niveau von weniger als 3,5 Prozent gesunken. Zudem ist die Gefahr, seinen Job zu verlieren und nicht sofort einen neuen zu finden, gestiegen. Dies dürfte zu mehr Vorsorge-Ersparnis führen. Bislang ist der private Konsum allerdings noch überwiegend stabil. Wie schnell sich dies ändert, bleibt abzuwarten. Eine schwächere Nachfrage der Haushalte hätte ihrerseits wiederum negative Wirkungen auf den Arbeitsmarkt. Damit würde ein wirtschaftlicher Abschwung unweigerlich näher rücken. Diese Rezession dürfte angesichts fehlender gravierender Ungleichgewichte in der Gesamtwirtschaft zwar moderat ausfallen. Für die ohnehin schwächelnde europäische Wirtschaft wären dies dennoch schlechte Nachrichten.

Zinssenkungen wirken zeitverzögert

Der Glaube, dass die Fed mit ihren im September einsetzenden Zinssenkungen eine solche Rezession aufhalten könnte, ist unrealistisch: erstens wegen der Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik von mindestens einem halben Jahr und zweitens wegen des begrenzten Umfangs von Zinssenkungen in einem Umfeld, in dem die Inflation noch immer über der 2%-Marke liegt. Dass die Fed sich ausschließlich auf das Beschäftigungsziel konzentriert und mit drastischen Zinssenkungen in kürzester Zeit einen Wiederanstieg der Inflation riskiert, ist nicht anzunehmen. Es ist also Zeit, sich auf eine erneute Abschwächung der weltwirtschaftlichen Dynamik durch eine US-Rezession einzustellen.


Über Axel D. Angermann

Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen, geldpolitischen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte. Seine Analysen bilden die Grundlage für die strategische Ausrichtung der Multi Asset-Strategie der FERI, die vom CIO der FERI Gruppe, Dr. Marcel V. Lähn, verantwortet wird. Angermann selbst verantwortet seit 2008 die von FERI erstellten Analysen und Prognosen für die Gesamtwirtschaft und die internationalen Finanzmärkte. 2002 trat er als Makroanalyst in das Unternehmen ein. Seine berufliche Karriere begann beim Max-Planck-Institut für Ökonomie und beim Verband der chemischen Industrie. Angermann studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Bayreuth.

Über FERI

Die FERI Gruppe mit Hauptsitz in Bad Homburg wurde 1987 gegründet und hat sich zu einem der führenden Multi Asset-Investmenthäuser im deutschsprachigen Raum entwickelt. Für institutionelle Investoren, Familienvermögen und Stiftungen bietet FERI maßgeschneiderte Lösungen in den Geschäftsfeldern:

Das 2016 gegründete FERI Cognitive Finance Institute agiert innerhalb der FERI Gruppe als strategisches Forschungszentrum und kreative Denkfabrik, mit klarem Fokus auf innovative Analysen und Methodenentwicklung für langfristige Aspekte von Wirtschafts- und Kapitalmarktforschung.

Derzeit betreut FERI zusammen mit MLP ein Vermögen von ca. 59 Mrd. Euro, darunter rd. 18 Mrd. Euro Alternative Investments. Die FERI Gruppe unterhält neben dem Hauptsitz in Bad Homburg weitere Standorte in Düsseldorf, Hamburg, München, Luxemburg, Wien und Zürich.



Pressekontakt

Marcel Renné

Vorsitzender des Vorstandes & CEO

Rathausplatz 8-10

61348 Bad Homburg

Axel Angermann