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Die Impulslosigkeit und latente Fragilität der vergangenen Wochen ist typisch für die aktuelle Phase im jährlichen Börsenzyklus. Im Spätsommer weist das Marktgeschehen häufig eine erhöhte Volatilität und die Neigung zu Korrekturen auf. Dieser saisonale Effekt wird durch den erneuten Zinsdruck noch verstärkt. So sind die wegweisenden Marktzinsen auf US-amerikanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren spürbar angestiegen und haben sich mittlerweile fest oberhalb der 4-Prozent-Marke etabliert. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die unverändert robusten US-Makrodaten. Hinzu kommt die Absicht des US-Finanzministeriums, in den kommenden Monaten ein deutlich höheres Anleihevolumen zu emittieren als ursprünglich vorgesehen, sowie die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch. Alle diese Faktoren schaffen die Voraussetzungen für ein restriktives Zinsumfeld in den kommenden Quartalen. Für die globalen Börsen ist das ein veritables Risiko. Denn die mittlerweile recht hohen Bewertungen an den globalen Börsen sind mit Langfristzinsen von mehr als 4 Prozent nicht vereinbar. Da das Zinsniveau in den nächsten Monaten voraussichtlich hoch bleibt, sind zinsgetriebene Korrekturen an den Märkten nicht ausgeschlossen. Damit stehen Anlegern unruhige Herbstmonate bevor.
Aus China können die Märkte derzeit keine Entlastung erwarten. Die wirtschaftliche Lage ist dort mittlerweile derart prekär, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr sinken. China hat damit, anders als die Industrieländer, mit einer echten Deflation zu kämpfen. Die sehr schwachen Handelsdaten und die enttäuschenden Daten zur Kreditvergabe bestätigen das fragile makroökonomische Gesamtbild. Dass gerade die Kreditnachfrage trotz gesenkter Leitzinsen und generell gelockerter Finanzierungskonditionen schwach bleibt, ist ein klares Symptom einer Bilanzrezession. Dabei sind private Haushalte und Unternehmen dermaßen überschuldet, dass sie zu verstärkten Sparanstrengungen gezwungen sind. Unorthodoxe Maßnahmen zur Stimulation der Wirtschaft wären in dieser Situation wirkungsvoller, sind aber nicht gewünscht, da dadurch die ökonomischen Ungleichgewichte verstärkt würden. China dürfte angesichts dieses Dilemmas im Jahresverlauf nicht nennenswert zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen. Dies würde vor allem die Eurozone und die Emerging Markets belasten, die jeweils einen hohen Bezug zu China und dem Welthandel haben.