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Die positiven Trends an den globalen Börsen halten an. Das wirtschaftliche Umfeld präsentiert sich stabil und bestärkt die Risikoneigung der Anleger: Die US-Konjunktur wächst solide und zeigt keine Anzeichen einer Überhitzung, während der zollbedingte Inflationsanstieg bislang deutlich geringer ausfällt als zunächst befürchtet. Positive Unternehmensdaten stützen ebenfalls die Kursentwicklung. Die laufende Berichtssaison startete mit überwiegend soliden Unternehmensgewinnen – und sollte auch so weitergehen, nicht zuletzt dank der Schwäche des US-Dollars. Die globalen Indizes werden maßgeblich von großen US-Unternehmen dominiert. Diese profitieren besonders stark vom schwächeren Greenback, da sie einen großen Teil ihrer Gewinne im Ausland machen und ein schwächerer US-Dollar ihre Waren und Dienstleistungen in anderen Währungsräumen wettbewerbsfähiger macht. Selbst die jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber der Europäischen Union haben die Märkte nicht verunsichert. Anleger rechnen mit einer Einigung, da beide Seiten in letzter Konsequenz ein starkes Interesse an einer einvernehmlichen Lösung haben.
Auf der negativen Seite fällt auf, dass die Börsenbewertungen – insbesondere bei großen Unternehmen (Large Caps) – inzwischen nahe an neuen Höchstständen liegen. Das begrenzt den Spielraum für weitere Kurssteigerungen. Es bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass eine Korrektur unmittelbar bevorsteht. Empirisch betrachtet steigt mit hohen Bewertungen zwar die Fallhöhe beziehungsweise reagieren die Marktteilnehmer empfindlicher, wenn sich die Fundamentaldaten verschlechtern. Sie gelten allein aber nicht als verlässliche Indikatoren für eine baldige Marktkorrektur. Vielmehr können hohe Bewertungen deutlich länger Bestand haben, als viele denken – insbesondere dann, wenn das übergeordnete Anlageumfeld weiterhin unterstützend wirkt.
Neben der Handelspolitik wird die Geldpolitik der US-Notenbank das Marktumfeld im zweiten Halbjahr deutlich prägen. Während sich die meisten großen Zentralbanken bereits in einem Zinssenkungszyklus befinden, wartete die Federal Reserve (Fed) bislang ab – vor allem aufgrund zollbedingter Inflationsrisiken. Sollte sich die Teuerungsrate in den USA jedoch weiterhin moderater entwickeln als erwartet, dürfte der Druck auf die Währungshüter steigen, ihren geldpolitischen Kurs zu lockern und erste Leitzinssenkungen vorzunehmen. Dies würde die globale Geldpolitik nochmals entscheidend expansiver gestalten und für weiteres Kurspotenzial an den Weltbörsen sorgen.
Mit Blick auf die Risiken dürfte der politische Druck Trumps auf Fed-Chef Jerome Powell bestehen bleiben – und damit würden auch die Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank zunehmen. In Deutschland hat die Erfahrung der Hyperinflation in der Weimarer Republik, verursacht durch eine enge Verflechtung von Fiskal- und Geldpolitik, eine beinahe obsessive Haltung gegenüber der politischen Unabhängigkeit der Notenbank hervorgebracht. In der US-amerikanischen Politik und Zivilgesellschaft ist diese Haltung hingegen deutlich weniger tief verankert. Investoren sollten das Risiko, dass die Unabhängigkeit der Fed ernsthaft beschädigt wird, daher nicht unterschätzen.
Für den US-Dollar bedeutet dies, dass der übergeordnete Abwärtstrend – begleitet von hoher Volatilität – anhalten dürfte. Auch langlaufende US-Staatsanleihen könnten eine erhöhte Schwankungsbreite aufweisen und immer wieder von Phasen sogenannter „Käuferstreiks“ betroffen sein.